"Wie würden Sie sich entscheiden, wenn Jesus durch diese Tür käme und Sie auffordert ihm nachzufolgen?" Bei diesen Worten deutet Saskia Hildebrandt auf die Tür der Kapelle im Magdeburger Roncalli-Haus. Die acht Menschen im Raum, die ihr gespannt zuhören, wenden sich unweigerlich in Richtung der Tür. Die junge Frau ist gerade an das Ende ihrer Probepredigt gekommen, in der sie die Berufungsgeschichte des Zöllners Matthäus auslegt, der auf Jesu Aufforderung hin kommentarlos aufsteht und mitgeht. Hildebrandt engagiert sich seit mehr als einem Jahr als Gottesdienstbeauftragte in Zeitz. In ihrer Probepredigt geht sie den Gründen nach, die einen Menschen zurückhalten können, diesem Ruf Folge zu leisten und wie wir heute damit umgehen können. Die Predigt von Frau Hildebrandt hat - wie sich in der späteren Nachbesprechung der Predigt zeigt - bei den Zuhörenden tiefen Eindruck gemacht und zum Nachdenken angeregt. 

Die acht Menschen an diesem Morgen sind alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Fortbildungskurses "Predigt für Gottesdienstbeauftragte", den die Fachakademie für Gemeindepastoral für die Gottesdienstbeauftragten im Bistum Magdeburg anbietet. Alle haben eine Probepredigt mitgebracht. Vermutlich ist jede Person angespannt. Manche nutzen die Gelegenheit, völlig frei zu sprechen und staunen, wie gut ihnen das gelingt. Alle erhalten aus der Kursgruppe eine Rückmeldung und lernen an- und miteinander. Zu diesem Kurs haben sich verschiedene Menschen angemeldet, die sich teilweise schon seit längerer Zeit als Gottesdienstbeauftragte für die Verkündigung der Frohen Botschaft einsetzen. Häufig engagieren Sie sich dabei in sogenannten Wort-Gottes-Feiern, die sie an unterschiedlichen Orten mit den Menschen in ihren Gemeinden feiern.

Für den Direktor der Fachakademie, Dr. Thomas Pogoda, ist dieser Fortbildungskurs für Gottesdienstbeauftragte wie für Peter Balaske ein Experiment gewesen. "Das alle verfügbaren Plätze im Kurs besetzt waren, freut mich sehr." Über drei Webinare und die abschließende Präsenzveranstaltung in Magdeburg hinaus befassen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer neben der Arbeit am biblischen Text auch mit Faktoren für eine gute Predigtpraxis und Fragen der Rhetorik. Während des Kurses haben sie eine eigene Predigt ausgearbeitet, die nun gemeinsam von allen in den Blick genommen wird.

"Auf Zukunft hin werden Menschen, die als Gottesdienstbeauftragte selbstverständlich das Wort verkünden, immer wichtiger werden," meint Pogoda. Dabei bringen diese ihre Alltags- und Berufserfahrung in die Verkündigung hinein. "Diese Erdung und auch die Vielfalt der Predigerinnen und Prediger tun uns als Glaubensgemeinschaft gut," sagt der Leiter der Fachakademie. Und: "Es kann eigentlich nicht genug Frauen und Männer geben, die bereit sind, das Wort Gottes für ihre Geschwister auszulegen."