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Der Diakonat

Pogoda, Thomas [Thomas.Pogoda] - 5. Feb 2024, 12:30

Wandelbares Amt in sich wandelnden Zeiten

von Thomas Pogoda
Thomas Pogoda ist Direktor der Fachakademie für Gemeindepastoral im Bistum Magdeburg. Er leitet die gemeinsame Diakonenausbildung der (Erz-)Bistümer Berlin, Dresden-Meißen, Görlitz und Magdeburg. Ausgehend von Vorschlägen zur Ordination von Ständigen Diakonen zum priesterlichen Dienst skizziert der Autor einige Tendenzen in der Entwicklung des Ständigen Diakonats im Gefolge seiner Wiederherstellung im Zweiten Vatikanischen Konzil. Anschließend benennt er Elemente für eine inhaltliche Bestimmung des Ständigen Diakonats heute.
Der Beitrag wurde ursprünglich veröffentlichent in: Stimmen der Zeit 48 (2023), 937-945.
„Wie ist der Dienst des Ständigen Diakons in einer auf die Sendung ausgerichteten synodalen Kirche zu verstehen?“[1] Diese Frage stellt das Instrumentum laboris für die erste Sitzung der XVI. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode. Der Kontext der Fragestellung ist dabei, wie „sich in der Kirche eine Mentalität und konkrete Formen der Mitverantwortung fördern [lassen], bei denen die Beziehung zwischen Taufämtern und Weiheamt fruchtbar ist?“ Und weiter: „Wie können wir, sofern die Kirche voll und ganz dienstamtlich ist, die besonderen Gaben der geweihten Amtsträger innerhalb des einen Volks Gottes in sendungsorientierter Hinsicht verstehen?“[2] Die nüchterne Frage nach dem Dienst des Ständigen Diakons offenbart dabei, dass für dieses Dienstamt wenige Vorstellungen – im Zusammenspiel von Getauften und Ordinierten – vorhanden sind. Der Diakonat wird dabei häufig in der Triade von Episkopat-Presbyterat-Diakonat ergänzt und unter Weiheämter subsumiert. Unklar bleibt dabei nicht selten die inhaltliche Bestimmung dieses auf Dauer angelegten Dienstamtes. Sehr stark ist dabei der Gedanke einer Vorstufe auf die „eigentlichen“ ordinierten Dienstämter. Gerade die Debatten um den Zölibat und die Zulassung von viri probati („bewährte Männer“; einschl. Verheiratete) auch zur Ordination für den Priesterlichen Dienst illustrieren diese Tendenzen. Schließlich wäre auch im Blick auf die Frage nach dem m.E. wünschenswerten Diakonat von Frauen genauer hinzuschauen, welches Bild von Diakonat hier im Hintergrund steht.

In der Perspektive des priesterlichen Dienstes

Der Synodale Weg der deutschen katholischen Kirche fasste in seiner 5. Synodalversammlung vom 9. bis 11. März 2023 den Beschluss zum Handlungstext „Der Zölibat der Priester. Bestärkung und Öffnung“.[3] Dieser Text formulierte in seinem Votum 3 die Bitte an den Heiligen Vater, die Weihe von viri probati zu Priestern zu ermöglichen. Dabei macht sich der Text den Vorschlag der Amazonassynode zu eigen, „als ersten Schritt Kriterien zu definieren, ‚um geeignete und von der Gemeinde anerkannte Männer, die ein fruchtbares Ständiges Diakonat innehaben, zu Priestern zu weihen.‘“[4] Zwar wird auf die Eigenheit der Berufung zum Diakonat hingewiesen, die „Dringlichkeit, nach neuen Wegen zu suchen und sie umzusetzen“, aber markiert.[5] Als ein Grund für diese Dringlichkeit wird die „pastorale Realität“ des Mangels an Priestern, die den Zugang zu den sakramentalen Vollzügen von Kirche ermöglichen, benannt.[6] Das Votum des Synodalen Weges, das sich mit der Freistellung des Zölibates für Priester auseinandersetzt, blickt auf den Teil der Ordinierten, die im Ständigen Diakonat für die bestehende Ehe vom Zölibat dispensiert sind.
Einen ähnlich gelagerten Vorschlag unterbreiteten 2017 Helmut Hoping und Phillipp Müller: „,Viri probati‘ zur Priesterweihe zulassen […]“.[7] Gleichwohl benennen die Autoren auch hier „bestimmte Bedingungen“ für eine Weihe von Verheirateten. Diese Bedingungen liegen einmal in der für den Hirtendienst nötigen „theologischen Kompetenz“ – die aber auch an die theologische Ausbildung der Ständigen Diakone anknüpfend vertieft werden solle –; dann auch in einem Mindestalter von fünfzig Jahren für die Ordination.[8] Letzteres soll dem Priesterlichen Dienst nach dem Abschluss der Phase „der Kindererziehung“ die geforderte „Freiheit für Christus“ ermöglichen und die Problematik geschiedener Priester begrenzen. Schließlich stelle die Altersgrenze einen Abstand zu jüngeren Priestern, die eine zölibatäre Lebensform wählen, sicher. Wegen der geringen Zahl von Ständigen Diakonen, die zu Priestern ordiniert würden, meinen Hoping und Müller das „spezifische Profil des eigenständigen Diakonats“ nicht zu gefährden.
Jedoch machen beide Vorschläge – auch wenn jeweils vorsorglich auf die Eigenheit und das Spezifikum des Diakonats hingewiesen wird – den Ständigen Diakonat zu einem Zwischenschritt auf die Ordination zum priesterlichen Dienst hin. Um den sakramentalen, priesterlichen Dienst im Volk Gottes sicherzustellen, laufen die langen Bemühungen um eine Profilierung des Ständigen Diakonats nach seiner Wiedereinführung Gefahr, konterkariert zu werden. Und: Letztlich stellen sie die Erneuerung des Diakonats infrage, mit der das Zweite Vatikanische Konzil den Diakonat aus seinem Schattendasein holen wollte, dass es als Durchgangsamt in der Vorbereitung auf die Priesterweihe über Jahrhunderte gefristet hatte.
Ein Grund für diese Tendenzen liegt sicher darin, dass dieses Dienstamt bei der Wiedereinführung des Ständigen Diakonats in der Perspektive von Vollmachten und Funktionen des priesterlichen Dienstes verstanden und gedeutet wurde. War doch eine in der Dogmatischen Konstitution über die Kirche Lumen gentium erklärte Motivation für die Wiederherstellung des Diakonats der Umstand, dass „diese für das Leben der Kirche höchst notwendigen Aufgaben bei der heute geltenden Ordnung der lateinischen Kirche in mehreren Gebieten nur schwer erfüllt werden können“ (LG 29.2). Eine Folge dieses Herangehens war ein Schwergewicht auf die liturgischen Vollzüge, während die „Pflichten der Liebe und der Verwaltung“ (LG 29.1) eher wie Platzhalter wirken. Die Diakone seien „in besonderer Weise … teilhaftig“ an „der Sendung und Gnade des höchsten Priesters […] da sie den Mysterien Christi und der Kirche dienen […]“ (LG 41.4). Lediglich das Dekret über die Missionstätigkeit der Kirche Ad gentes sah auch andere diakonale Tätigkeitsfelder: „indem sie entweder als Katechisten das göttliche Wort predigen oder im Namen des Pfarrers und des Bischofs abgelegene christliche Gemeinschaften leiten oder in sozialen bzw. karitativen Werken die Liebe ausüben“ (AG 16.6). Hier wird die Ordination als eine Stärkung und ebenfalls als engere Verbindung mit dem Altar verstanden, „damit sie ihren Dienst durch die sakramentale Gnade des Diakonats wirksamer erfüllen“ können (AG 16.6). Grundsätzlich bieten die Texte keine „stringente lehrmäßige Systematisierung“, eher war das vorrangige Interesse des Konzils „den ständigen Diakonat wiederherzustellen, unter dem Gesichtspunkt, dass vielfältige Verwirklichungen möglich bleiben sollten.“[9] Die sich hier zeigende Tendenz einer offen gebliebenen Bestimmung setzte sich dann auch in den dem Konzil folgenden Texten gleichfalls fort: eine Schwerpunktsetzung auf die liturgischen Vollzüge. Als Paul VI. 1967 den Ständigen Diakonat mit seinem Moto Proprio Sacrum Diaconatus ordnete, gehörten nicht weniger als acht von den benannten elf Aufgaben dem liturgischen Bereich zu.[10]
In der auf die Wiederherstellung folgenden Entwicklung setzte sich diese liturgische Schwerpunktsetzung zuweilen fort. Diakone gerieten dabei nicht selten in die Rolle von „Quasipfarrern“, indem sie entstehende Leerstellen besetzten oder wenn sie eben all das an priesterlichen Diensten ausübten, was ihnen aufgrund ihrer Ordination möglich war. Diese Tendenz lag dabei im Rahmen einer – vielleicht damals schon zu kurz gedachten – Intention zur Wiederherstellung des Ständigen Diakonats: „Weil aber diese für das Leben der Kirche höchst notwendigen Aufgaben bei der heute geltenden Ordnung der lateinischen Kirche in mehreren Gebieten nur schwer erfüllt werden können“ (LG 29.2). Die zunehmende Alterung und Verkleinerung der Presbyterien wird diese Entwicklungslinie vermutlich fortschreiben. Zugleich gab es immer wieder das Bemühen, den Diakonat in seiner dienenden Grundfunktion zu profilieren, so dass der Diakonat für eine diakonische Kirche stehen könne. Menschen im Diakonat sind dabei in Diensten tätig, die jenseits der gemeindepastoralen und bewusst in peripheren Aktionsräumen liegen. Dies stellt sich einmal mehr dar, wenn der Ständige Diakonat im Zivilberuf als ein Ehrenamt gelebt und ausgefüllt wird. Dabei muss bewusst sein, dass es ein mühsamer und auch Entschlossenheit verlangender Prozess ist. Tradierte Kirchenbilder – in denen etwa ein Kleriker (Pfarrer) die Mitte einer Pfarrgemeinde bildete und diese um den Altar sammelte – wollen überstiegen werden, um eine auf Sendung ausgerichtete, synodale Kirche zu sein. Überlegungen nach denen Ständige Diakone einen Schritt weiter gehen, um als nun auch verheiratete Amtsträger zum priesterlichen Dienst ordiniert zu werden, bleiben dabei wohl eher in einem traditionellen Bild von Kirche und Rolle des Amtes verhaftet. Sie drohen zumindest, Gefahr zu laufen, in alte Muster zurückzufallen.
Sehr deutlich zeigt sich in den gegenwärtigen Entwicklungen, dass eine auf den Klerus welcher Art auch immer zentrierte Kirchlichkeit wohl eine nur geringe Zukunftsaussicht hat. Dass es eine veränderte Form des Miteinanders von Ordinierten und Nichtordinierten braucht, zeigen – wenn auch in je spezifisch, eigener Art – die synodalen Prozesse, die auf nationaler Ebene der katholischen Kirche in Deutschland oder auf globaler Ebene stattfinden. An dieser Stelle berührt sich die Entwicklungsgeschichte des Ständigen Diakonats mit der eigens aufgerufenen Fragestellung des Instrumentum laboris für die Tagung der Bischofssynode vom Herbst 2023: „Wie ist der Dienst des Ständigen Diakons in einer auf die Sendung ausgerichteten synodalen Kirche zu verstehen?“[11] Es wäre jedoch eine fatale Verkürzung in den Antwortversuchen, wenn der Ständige Diakonat im Schatten des priesterlichen Dienstes und seiner konkreten Ausformungen verstanden würde. Es braucht vielmehr eine gezielte Berücksichtigung des eigenen Charakters des Diakonats als dauerhaft ausgeübtes Amt. Hierbei könnte zugutekommen, dass angesichts der in vielem unbestimmt gebliebenen Beschreibung des Ständigen Diakonats im Konzil eine inhaltliche Fortschreibung dieses ordinierten Amtes im Volk Gottes möglich ist. Der Diakonat dürfte sich hierbei gerade als ein sehr wandelbares Amt entpuppen. Wie wäre der Ständige Diakonat bestimmt?

Elemente einer inhaltlichen Bestimmung

Eine durch ihre Sendung bestimmte Kirche wird den engeren Raum, in dem sie sich in ihrer Sozialform bewegt, verlassen. Damit ihr dies gelingt, braucht sie Pionierpersonen, die den eigenen Raum verlassen und sich auf die Lebenswirklichkeiten in der Gesellschaft einlassen. Hier erfordert es Sprachfähigkeiten, besonders im Verstehen der gesellschaftlichen Frage- und Themenstellungen. Gerade der Ständige Diakonat, insbesondere in seiner Spielart im Zivilberuf könnte solche Pionierpersonen aufnehmen. Personen in diesem Diakonat würden dann eine Diakonie der Übersetzung leisten, indem sie zwischen christlicher Gemeinschaft und säkularer Umwelt vermitteln. Wechselseitig wären die Sprachgebäude und Lebenseinstellungen zu erklären und zu deuten. Menschen in diesem Diakonat könnten einer sich mehr und mehr synodal verstehenden Gemeinschaft helfen, ihren konkreten Weg der Sendung zu finden und zu gestalten. Sie wären Kundschafterinnen und Kundschafter auf dem Weg der Sendung hin zu den Menschen. In der Konsequenz wirkt sich das auch darin aus, welche Menschen in den Diakonat berufen werden. Sind es vielleicht Männer und Frauen (!), die bereits in den Lebenswirklichkeiten, in die die Sendung der christlichen Gemeinschaft führt, zu Hause sind? In dieser Perspektive erscheint der Diakonat als sendungsbestimmt: Welche Person steht, durch die Ordination gestärkt und mit einem bestimmten Auftrag versehen, für die Dienstleistung, die sich der kirchlichen Gemeinschaft in ihrer Sendung an einen konkreten Ort oder in einer bestimmten Gemeinschaft stellt?
Ein sendungsbestimmter Charakter nimmt den Ständigen Diakonat also in seiner theologischen Verortung und in der Ausgestaltung seiner Dienste vor allem von der Sendung der Kirche als Ganzer her in den Blick. Dies setzt voraus, dass eine christliche Gemeinschaft diese Sendung für sich tatsächlich annimmt und lebt.
Mit dieser Perspektive kann sich eine Linie fortsetzten, die viele Ständige Diakone heute bereits pflegen, wenn sie sich in sozialer Dienstleistung engagieren, wenn sie für und mit Menschen arbeiten, die in peripheren und prekären Wirklichkeiten leben. In diesen Feldern zeigt sich der Diakonat fremdbestimmt, da sich dieses ordinierte Dienstamt in die Gestalten einpasst und einpassen muss, die durch die aufgesuchten Menschen und ihre Gegebenheiten gesetzt werden. Wovon sprechen die Menschen, wenn sie im guten jesuanischen Geist (so: Mk 10, 46-52) danach gefragt werden, was ihnen getan werden soll? Neben der konkreten Hilfeleistung geht es auch hier um die Übermittlung und Vermittlung von den auf dem Weg der Sendung aufgenommenen Impulsen in die christliche Gemeinschaft hinein. Dieser „fremdbestimmte“ Diakonat kann dabei helfen sich auf dem Weg der Sendung zu orientieren und die Zeichen der Zeit im Licht des Evangeliums zu deuten (vgl. GS 4.1). Vor diesem Hintergrund ist es sehr schlüssig, dass Menschen im Diakonat (unter hoffentlich vielen anderen Frauen und Männern, die mit einem Auftrag zur Homilie versehen sind) durch ihren Verkündigungsdienst das Evangelium für die Eigenen mit dem „in der Fremde Wahrgenommenen“ in Beziehung setzten. Dies wäre eine Animation im Wortsinn, eine Beseelung von Initiativen in der Nachfolge Jesu.
Dieser fremdbestimmte Charakter nimmt den Ständigen Diakonat darin wahr, wie er sich in eine Lebenswelt, in die er gestellt wird, einpasst. Gewissermaßen gestalten die Menschen, zu denen ein Mensch im Ständigen Diakonat sich hinbewegt, sein Aufgabenprofil und die Erfordernisse für seine Fähigkeiten mit. Das bedeutet in der Konsequenz, dass die Gestaltungsmacht der christlichen Gemeinschaft zur Ausgestaltung ihrer Ämter, zumindest partiell, mit der Umwelt geteilt wird, in der sich diese christliche Gemeinschaft inkulturieren will.
Menschen, die in diesen Feldern Fähigkeiten haben, können nur als Geschenk angenommen werden. In diesem Sinne erscheint der Diakonat, in Fortschreibung der Dynamik des Anfangs (vgl. das Kollegium der Sieben in der Jerusalemer Urgemeinde, Apg 6,1-7) als gabenbestimmt. Für den Diakonat wären also Kriterien: Welche Anlagen, die uns unter den Geschwistern begegnen, soll eine Ordination zum Diakonat in Dienst nehmen? Welche Befähigungen erfordert die Situation, in der unsere Gemeinschaft momentan steht?
Dieser gabenbestimmte Charakter nimmt sehr ernst, was Menschen in ihren Ständigen Diakonat einbringen. Letztlich erhält die christliche Gemeinschaft freiwillige Geschenke,[12] in denen bestimmte Potentiale und Fähigkeiten zur Verfügung gestellt werden. Eine Formation achtet immer darauf, welche Kompetenzen Menschen in ihren Wachstums- und Entwicklungsprozessen kultivieren müssen. Zugleich sollten Verantwortliche in der Formation wahrnehmen, wie Menschen in ihrer Vorbereitung auf den Ständigen Diakonat – die im Lebensalter zwischen 35 und 65 Jahren stattfindet – ein großes Maß an Lebens- und Entwicklungserfahrung in ihren Diakonat einbringen. Am auffälligsten ist dies in dem Zusammenhang, wenn der Ständige Diakonat nicht als erster Beruf ausgeübt wird, sondern er sich zu einem Zivilberuf mit all seinen Möglichkeiten hinzugesellt.
Damit erscheint der Diakonat als Amt als sehr dynamisch, geistbestimmt, weil eine Vielzahl von Menschen – unabhängig von ihrem Geschlecht, von ihrer Herkunft, von ihren Lebensumständen und ihrer Bildung – sakramental in Dienst genommen werden können und sollten. Es braucht in der Leitungsverantwortung für die Gemeinschaft einen wachen Blick dafür, wo Menschen zum Diakonat berufen sind. Und es braucht den Mut, diese Menschen dann auch für diesen Diakonat gewinnen zu wollen. Die Ordination sollte dabei nicht als Auszeichnung verstanden werden – für besondere aktive, „gute“ Laien. Vielmehr ist es die bewusste Indienstnahme und die bewusste Indienstgabe auf Lebenszeit, der sich Menschen stellen möchten. Wie der Geist ruft, dürfte dabei eine eigenwillige Vielfalt zu Tage führen. Diese Vielfalt unterliegt dabei wohl immer auch der Gefährdung der vorschnellen Einebnung. Vermutlich entstehen Diakonate als Unikate und vielleicht in ungewöhnlichen Konstellationen: Wenn etwa ein Partner oder eine Partnerin in einer Beziehung nicht getauft ist. Oder: Wenn der Diakonat durch ein Paar gelebt wird, die beide gemeinsam partnerschaftlich der Berufung folgen, ordiniert sind und den gemeinsamen Diakonat mit Leben erfüllen.
Ein geistbestimmter Charakter zeigt sich in der Unverfügbarkeit dessen, was einer christlichen Gemeinschaft mit den Ständigen Diakonat entgegenkommt. Der Herr lenkt die Gemeinschaft der Geschwister dadurch, dass er Menschen in einen Dienst ruft: Wer immer und wie immer diese Personen sind. Das ein Mensch sich in der Mitte des Lebens für den Ständigen Diakonat entscheidet, hat wohl immer einen tieferen Grund.
Wird dieser sendungs-, fremd-, gaben- und geistbestimmte Charakter des Ständigen Diakonats wirksam, dann würde sich die Perspektive zu dem, was Kirche ausmacht, weiten. Der Diakonat erscheint dabei als das, wenn es so ausgedrückt werden kann, „Institutionalisierte über den Tellerrand der Gemeindekirche hinaus“. Damit wird der Dienst des Ständigen Diakonats, nach dem das Instrumentum laboris für die Synode 2023 fragt, sichtbar: die Erinnerung an die Dienstleistung für die Nächsten in dieser Welt, in die die „auf Sendung ausgerichtete Kirche“ berufen ist, und eine Animation der Getauften in dieser Dienstleistung. Diese Erinnerung werden Menschen in ihrem Diakonat in Tat und Wort verbürgen und werden diese Erinnerung in komplementärer Weise dem Priestertum der Getauften zur Verfügung stellen und hinhalten. Das dürfte einer der Gründe sein, warum das diakonische Tun der Getauften auch den ordinierten Dienst des Diakonats braucht. Damit in einer wechselseitigen Weise der Diakonat dabei hilft, den priesterlichen Charakter des Volkes Gottes, der durch die Taufweihe geschenkt ist (siehe dazu LG 10.1), zu entfalten. Die Wirkweisen des Diakonats werden dabei sehr unterschiedlich sein: in der Organisation von Initiativen, in der Verkündigung aber auch in der Vermittlung von Erfahrungen in die christliche Gemeinschaft hinein sowie in der Beratung der Gemeinschaft. Zwar zeigt sich der Diakonat auch in der liturgischen Versammlung der Gemeinschaft, doch wäre dieser liturgische Dienst nachgeordnet und subsidiär. Der Dienst des Ständigen Diakonats in einer synodalen Kirche liegt weniger in den liturgischen Vollzügen, die etwa in Abwesenheit eines Priesters zu leisten sind. Hier wäre es vorzuziehen, wenn Gottesdienstbeauftragte die Dienste übernehmen, die sie aufgrund ihrer Taufe wahrnehmen können und sollen.

Ausblick

Die je eigenen Erfahrungen mit dem Ständigen Diakonat werden verdeutlichen, wo der Dienst eines Ständigen Diakonats in einer auf Sendung ausgerichteten synodalen Kirche noch der Entwicklung und des Wachstums bedarf. Die Curricula der Formation von zukünftigen Menschen im Ständigen Diakonat werden dabei stärker als in der Vergangenheit das Moment der Sendung und ihren animierenden Dienst für die christliche Gemeinschaft in den Blick nehmen.[13] Letztlich geht es dabei darum, sich in eine Geistsensibilität einzuüben, um den Ruf und die Wirksamkeit Gottes gerade auch an den so vielen anderen Orten wahrzunehmen und zu deuten. Vermutlich gehört zur Formation auch ein fundierter Umgang mit der Schrift, um diese auch in einer geistlichen Deutung für und mit den Menschen in der christlichen Gemeinschaft zu Rate zu ziehen. In ihrer Diakonie für die Synodalität sollten Menschen im Ständigen Diakonat gute Erfahrungen darin haben, wie sie Menschen in einem geistlichen Austausch und im gemeinsamen Hören, was der Geist sagen will, unterstützen.
Mit dem „Brief an des Volk Gottes“, den die Synode am 25.10.2023 beschlossen und veröffentlicht hat[14], geht der Blick auf Faktoren, die dem synodalen Prozess zuträglich sind: „Um in ihrer Unterscheidung voranzukommen, muss die Kirche unbedingt allen zuhören, angefangen bei den Ärmsten.“ Und es werden unterschiedlichen Menschen in der Kirche benannt. Verwiesen wird dabei – und das wirkt korrespondierend zum „Anfangen bei den Ärmsten“ – auch auf die Erfahrungen der „Diakone, die durch ihren Dienst die Fürsorge der ganzen Kirche für die Schwächsten zum Ausdruck bringen.“ Ein erster Eindruck auf eine Antwort zur eingangs benannten Frage des Instrumentum laboris, die die Synode vielleicht geben wird.[15]
Ein sendungs-, fremd-, gaben- und geistbestimmte Charakter des Ständigen Diakonats wird deutlich machen, wie wandelbar sich der Diakonat erweisen und wie er der christlichen Gemeinschaft in den sich wandelnden Zeiten zu Diensten sein kann. Entscheidend scheint dabei zu sein, ob es in den Debatten um die Zukunft der christlichen Gemeinschaft in Bezug auf den Diakonat gelingt, aus der Perspektive des priesterlichen Dienstes herauszutreten. Sicher gibt es unter den Ständigen Diakonen auch Menschen, die im Diakonat einen Ort suchen, ihre priesterliche Berufung zu leben. Diese sollten sie dann – auch und unbedingt als Menschen in der Ehe – im Rahmen eines Presbyterats leben. Diese Bereicherung ebenso wie die Vervollständigung durch weibliche Ordinierte braucht das ordinierte Amt in der katholischen Kirche. Bewusst sollte jedoch sein, dass der Diakonat eine andere Sinnspitze des ordinierten Dienstes beinhaltet als der Presbyterat. So gesehen kann sich das so alte Amt des „Diakonats“ als sehr zukunftsträchtig erweisen: für eine Kirche im Morgen.

[1] XVI. Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode – Instrumentum laboris, 52.
[2] Ebd.
[3] 5. Synodalversammlung des Synodalen Weges in Deutschland: Der Zölibat der Priester - Bestärkung und Öffnung. <https://www.synodalerweg.de/fileadmin/Synodalerweg/Dokumente_Reden_Beitraege/SV-V/beschluesse/T4NEU_SVV_4_Synodalforum_II-Handlungstext_Der_Zoelibat_der_Priester-Bestaerkung-u.-Oeffnung_Les2.pdf>
[4] Ebd., Rd. 183-190.
[5] Ebd.
[6] Ebd., Rd. 126-144.
[7] Helmut Hoping und Philipp Müller: „Viri probati“ zur Priesterweihe zulassen. In: HerKorr (3/2017).
[8] Ebd. 16.
[9] Gerhard Ludwig Müller: Der Diakonat. Entwicklung und Perspektiven. Studien der Internationalen Theologischen Kommission zum sakramentalen Diakonat. Würzburg 2004, 76.
[10] Vgl.: Paul VI.: Sacrum Diaconatus. Generales normae de diaconatu permanenti in Ecclesia Latina restituendo feruntur Litterae Apostolicae Motu Proprio datae 1967, Rd. 22:  <https://www.vatican.va/content/paul-vi/la/motu_proprio/documents/hf_p-vi_motu-proprio_19670618_sacrum-diaconatus.html>.
[11] Anm. I, 52.
[12] Dies wäre der eigentliche Wortsinn des biblischen Bergriffs charisma.
[13] Vgl. Thomas Pogoda: Ökumeniker der dritten Art. In: GuL 94 (2021), 260-267.
[14] https://www.vaticannews.va/de/vatikan/news/2023-10/synode-gemeinsamen-schreiben-an-das-volk-gottes.html.
[15] Im Blick auf den Redaktionsschluss dieses Beitrages muss ich mich mit diesem ersten Eindruck aus dem „Brief an das Volk Gottes“ begnügen, erwarte zugleich gespannt den Abschlussbericht.

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